
Lebenslanges Lernen ist so wichtig. Sagen alle. Aber wer macht das wirklich? Und was hält uns eigentlich davon ab?
Bevor ich darauf genauer eingehe, möchte ich eine Frage zum Lernen loswerden:
Benjamin: Was meinen wir denn, wenn wir von Lernen sprechen? Verstehen wir unter Lernen, dass ein Teilnehmer eines Seminares oder Events das Gesagte verstanden hat? Oder ist es für uns erst “Lernen”, wenn der Teilnehmer das Präsentierte erinnert? Manch einer wird sagen, es handelt sich erst um Lernen, wenn der Lernende es wiedergeben kann. Doch reicht das? Wäre eine Verhaltensänderung nicht das eigentliche Ziel?
Exkurs: Dein Chef schickt dich auf ein Event zum Thema Online-Marketing. Dort hörst und siehst du viel Interessantes und verstehst es – nach deiner Einschätzung – auch. Zurück im Büro kannst du wiedergeben, was der Referent gesagt hat. Anschließend machst du dich an die Umsetzung des neuerworbenen Wissens. Doch es geht schief. Die Maßnahmen bringen nicht den gewünschten Erfolg. Hast du nun auf dem Event Online-Marketing gelernt? Oder was lernen dein Chef und du nun daraus? Dass Seminare nichts bringen? Oder dass du noch mehr üben musst?
Du siehst: Lernen ist ein komplexer Prozess.
Nun aber zurück zur Frage: Was hält uns vom Lernen ab bzw. wann lernen wir?
Benjamin: Kurz und knapp gesagt: Wir lernen dauernd und vor allem dann, wenn es wichtig und notwendig genug ist. D.h. es geht hier nur um Relevanz. Das bedeutet, dem Lernenden muss das zu Lernende relevant erscheinen. Nur dann wird er oder sie auch lernen.
Vielleicht kennst du das Paradebeispiel vom Hirnforscher Gerald Hüther. Dieser nimmt in seinen Vorträgen gern das Beispiel eines 85jährigen, der sich in eine Chinesin verliebt. “Was meinen Sie, wie schnell der Mann Chinesisch kann…”.
D.h. wir verlieren die Fähigkeit zu lernen nicht, mögen wir auch noch so alt sein. Das betrifft übrigens jegliches Lernen, also privates und berufliches. Dabei wollen wir uns stets zu einem positiveren Leben oder Zustand hinbewegen und es funktioniert nur, wenn der neue Zustand wirklich eine Verbesserung der aktuellen Situation darstellt. Je fester jedoch die “alten” Bahnen im Gehirn eines Menschen sind, umso größer muss der Lernaufwand bzw. die Aussicht auf eine Verbesserung sein.
Außerdem gibt’s noch zwei weitere Faktoren, die das Lernen begünstigen bzw. erschweren:
Lernen wird schwerer, wenn Vorbilder fehlen und wenn wir keinen Raum erhalten, um unser Nichtwissen zugeben zu können.
Demgegenüber wird Lernen leichter, wenn wir die psychologische Sicherheit haben, dass es in Ordnung ist, etwas nicht zu wissen.“ D.h. wenn du oder deine Event-Teilnehmer dann in einem Umfeld sind, wo sie neue Fehler machen dürfen, müssen sie es nicht kaschieren sondern kann sich in ein neues Feld hineinbegeben.
Ein weiterer Aspekt, der eine Verhaltensänderung beeinflusst, hat eine zeitliche Komponente. Denn möglicherweise tritt eine Information oder ein Ereignis aus dem gerade gehörten Vortrag in nächster Zeit nicht auf. Beispielsweise, wenn du in 2 Jahren erst in eine Gehaltsverhandlung kommst, erinnerst du dich vielleicht nicht mehr an das Gehörte aus dem Verhandlungsseminar.
Noch mal nachgefragt: Welche Funktion haben Vorbilder?
Eine enorme! Bestes Negativbeispiel: Ein Lehrer, der einen Videorecorder oder ein Videokonferenz-Tool nicht bedienen kann und es deshalb einen Schüler machen lässt. In diesem Falle kommt er seiner Vorbildfunktion nicht nach. Dabei möchte ich nochmal betonen, dass es ist nicht das Problem, dass er es nicht kann. Wichtig wäre, dass er es zugibt und sich helfen lässt, es zu lernen.
Wie können Eventveranstalter dazu beitragen, dass Teilnehmer etwas lernen?
Hier nochmal der Hinweis: Über welche Art von Lernen sprechen wir denn bei Events? Wer soll auf einem Event was lernen? Kritisch sehe ich Lernziele wie “mein Produkt ist das Beste”.
Zurück zur Frage, die ich gern mit einer Analogie beantworten möchte:
“Wenn sich jemand satt an den Tisch setzt, kannst du kochen, was du willst und er wird es nicht essen wollen oder daran etwas auszusetzen haben.”
D.h. deine Eventteilnehmer müssen eine gewisse Lern-Bereitschaft mitbringen. Idealerweiser haben sie schon irgendwo eine Unstimmigkeit. Das ist ein guter Ausgangspunkt fürs Lernen. D.h. ein Teilnehmer mit einem konkreten Problem hat eine bessere Ausgangslage, etwas auf deinem Event zu lernen, als derjenige, der über ein Incentive zum Event geschickt wurde. Diese Verantwortung tragen dann also eher der Teilnehmer selbst und derjenige, der ihn dorthin sendet. Als Eventveranstalter kannst du in deiner vorab Kommunikation betonen, was die Teilnehmer auf deinem Event lernen werden. So lockst du eher diejenigen an, die sich für das Thema und die Lösung interessieren.
Im zweiten Schritt sorgst du als Eventveranstalter dann für eine förderliche Lernatmosphäre. Neben den Basics der Maslowschen Bedürfnispyramide (genug Essen und Trinken) gehört dazu, dass
- sie sich gehört fühlen,
- d.h. sie ihre Bedenken ihre größten Fragen äußern können
- und dass sie nicht das Gefühl haben, das alles schon gehört zu haben.
Je individueller du oder dein Moderator bzw. dein Referent darauf eingehen können, desto nachhaltiger wird der Lerneffekt. Das bedeutet: Natürlich kannst du Vorträge im Plenum durchführen. Allerdings wird’s in kleineren Gruppen individueller.
Was reine Verschwendung ist: Wenn viel Wissen im Raum ist und nur einer reden darf.
Warum ist das online so schwierig?
2020 war wohl das Jahr des online Lernens und das hat so seine Herausforderungen.
Fangen wir mit dem Einfachen an: Informationen zu verteilen ist online ziemlich einfach.
Allerdings rückt bei einem Online-Event oder Online-Seminar der soziale Aspekt weit in den Hintergrund.
Bestimmt kennst du das: Du sitzt mit anderen Menschen in einem Raum und zu einem bestimmten Moment schaust du deinen Sitznachbarn an und ihr verdreht gleichzeitig die Augen. Genau das verbindet. Ihr seid auf einer Wellenlänge. Und werdet ziemlich wahrscheinlich hinterher beim Kaffee darüber sprechen und so eine Bindung aufbauen. Genau das fehlt in der Online-Welt. Auch wenn die Informationsspur exakt die gleiche ist.
Allgemeiner ausgedrückt: Die Beziehung zwischen einem Menschen, der etwas kann und jemanden, der es lernen will, fällt online deutlich schwerer. Der Rückkanal ist bei online Vorträgen deutlich schwieriger. Der Referent spürt kaum, ob das Gesagte beim Teilnehmer angekommen ist. Und genau das macht in der Offline-Welt die Qualität eines guten Lehrers aus. Er oder sie sieht es der Gruppe an, auch wenn sich die Einzelnen nicht trauen zu sagen, dass sie etwas noch nicht verstanden haben.
Wie können wir als Eventveranstalter einen (virtuellen) Raum schaffen, der Lernen erleichtert?
Wie schon oben gesagt: Kleine, individuelle Gruppen sind ideal. Darüber hinaus gelingt es am besten offline – wenn dies möglich ist.
Außerdem ist es hilfreich, wenn du die Teilnehmer einlädst, über ihre konkreten Herausforderungen zu sprechen. Sie selbst committen (verpflichten) sich dann mehr und alle anderen denken für sie mit. Nach dem Motto “ich habe eben eine interessante Anregung zu deinem Thema gehört…”.
Das reine Präsentieren von Lösungen eignet sich nicht so gut fürs Lernen. Denn hierbei besteht stets die Gefahr, an den Bedürfnissen der Teilnehmer vorbeizureden. Also, dass du bzw. dein Referent sie über- oder unterfordert. Deshalb sind echte Workshops fürs Lernen förderlicher als die klassischen Keynotes. Außerdem kommt es nicht darauf an, dass dein Referent einen Hochglanz-Vortrag hält. Viel besser ist es, wenn er oder sie auf die konkreten Bedürfnisse eingeht und sich wirklich für die Leute interessiert. Das klingt dann zwar etwas holpriger als bei diesen polierten Vorträgen, doch die Chance aufs Lernen ist deutlich höher.
Mein Wunsch: Deutlich mehr Workshops im Rahmen von Events als klassische Frontalvorträge. Übrigens könnten wir so die Digitalisierung sinnvoll nutzen. Der Redner hält seinen Vortrag online, aber ein Workshop läuft vor Ort ab – eben im Dialog.
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